Montag, 8. Mai 2023

07.05.2023 Francois, Hector und Dexter

Heute steht ein wahres Highlight auf dem Programm, bevor wir uns dann ein wenig Ruhe gönnen werden. Wir wollen mit dem Airboat durch die Swamps von Louisiana fahren. Diese Boote sind sehr flach und haben kaum Tiefgang. Durch den großen Propeller am Heck werden sie angetrieben. Die Steuerung erfolgt lediglich über die Lenkung des Luftstroms. Angetrieben wird das Ganze von eiem 8-Zylinder :-) 

Die Dinger sind Hölle laut und man benötigt unbedingt einen Gehörschutz.

Ich habe das 1999 schon einmal in Miami gemacht und war total begeistert.

Wir sind pünktlich am Treffpunkt und haben ein kleines Boot für maximal 6 Teilnehmer gebucht. Wir sind sogar nur zu viert. Sehr cool.

Als wir ins Boot steigen schwimmen bereits die ersten Alligatoren um uns herum. Das ist ihr Hometurf, sie wissen, dass sie hier immer Futter abstauben können.

Und dann kommt es direkt zu einer kuriosen Szene, die ich vorsichtig mal als nicht ganz ungefährlich einstufen will. Ich sitze in der ersten Reihe auf der Wasserseite als wir einsteigen.

Unser Guide ist kurz unaufmerksam und auf meiner Seite nähert sich ein ausgewachsener Alligator. Er wartet darauf etwas Futter abstauben zu können. Ich bemerke ihn nicht und seine Schnauze reicht bereits über die niedrige Bordkante.

In dem Moment als Simone einen entsetzten Schrei ausstößt, drehe ich mich um und genau dann versucht er nach mir zu schnappen. Fast hätte ich seine Schnauze berührt, aber geistesgegenwärtig mache ich einen kurzen Satz weg von ihm. Unser Guide springt dazwischen und schubst ihn vom Boot.

Kurzer Schreckmoment, aber nix passiert.

Der Witz ist: so einen Satz macht nur ein ausgewachsener Alligator. Die kleinen schaffen das nicht. Und es war ausgerechnet ein großer da. Er heißt übrigens Francois. Kein Scheiß. Allerdings spricht unser Guide das im breitesten Südstaaten Akzent eher wie "Frengsoa" aus.

Ein kleinerer Alligator heißt übrigens Hector und später wird einer noch spontan Dexter getauft.

Wir fahren los und ja, es macht riesigen Spaß mit dem Boot quasi nur übers Wasser zu gleiten. Wie gesagt hat das Boot so gut wie keinen Tiefgang und man fährt über Wasserpflanzen wie über einen Teppich und selbst kleiner Äste, die aus dem Wasser ragen sind kein Hindernis. Einfach drüberweg fahren.

Wir fahren etwas tiefer ins Dickicht rein, dort wo unser kleines Boot gerade noch so reinpasst. Unser Guide Greg erklärt uns einiges zur üppigen Vegetation und gleichzeitig hält er nah Alligatoren Ausschau.

Er redet ebenfalls unfassbar schnell und mit einem echt breiten Akzent. Aber im Gegensatz zur Dame in der Myrtles Plantage ist er recht gut zu verstehen. Klar, das eine oder andere geht uns durch, aber wir können der Story folgen. Und es ist eine lange Story. Too much information. Es geht um die Pflanzenwelt, um die Tiere, dass er Angst hat vor Spinnen, dass es hier riesige Spinnen gibt, wenige Wasserschlangen, die gefährlich sind, aber eher abhauen, wenn ein Mensch sich nähert, Sand-Flyes, die böse beißen können, Jagdregeln, Jagen bei Nacht, dass Ochsenfrösche beim Anleuchten mit einem Scheinwerfer rote Augen haben und Alligatoren weiße, Schildkröten, und und und.

Sein ganzes Wissen scheint er in uns reinpressen zu wollen. Gut gemeint, aber ich bin nur bedingt aufnahmefähig ;-)

Anschließend fahren wir ca. 15 Minuten Vollgas durch die Sümpfe. Ziel ist ein bekannter Spot, wo sich mehrere Alligatoren tummeln. Zum Anlocken benutzen sie Marshmallows, kein Scherz. Die Alligatoren stürzen sich wie verrückt darauf.

Aber es gibt auch Hühnchen. Und von allen Seiten kommen Alligatoren. In allen Größen. Ist schon anders in freier Wildbahn.

Und dann fürs Publikum mit der Hand einem Alligator die Hand aufs Maul gelegt. Würde ich nicht nachmachen, denn die Biester sind blitzschnell. Da braucht es eine gute Reaktion. Oder man sieht am Ende auf wie Tee Hee aus dem Bond Film "Live and let die". Schon wieder dieser Bond.

Nach diesem schönen Ausflug machen wir uns auf den Weg zur Destrehan Plantage. Die wollten wir ja noch besuchen und von hier aus sind es nur ca. 15 Minuten Fahrt.

Wir sind nur zu zweit während der einstündigen Führung. Danach schlendern wir noch "self-guided" über das Anwesen und schauen uns die Ausstellung zum Sklavenaufstand von 1811 an.

Draußen ist es heiß und feucht und die Räume sind zu stark klimatisiert. Aufpassen!!

Wir lernen nochmal einiges dazu, wie es eigentlich zu den Vereinigten Staaten gekommen ist und dass die französischen Gebiete and die USA verkauft wurden. Ich glaube ich werde da wieder zu Hause recherchieren müssen, um das Ganze besser zu verstehen. Das hätte auch ganz anders ausgehen können und es würden anstatt 50 Bundesstaaten vielleicht nur 13 (die ursprünglichen Gründer) existieren.

Nach dem Exkurs in die Geschichte heißt es für uns dann: Au revoir, New Orleans. Es geht weiter Richtung Osten, nach Florida.

Wir entscheiden uns, einen kleinen Umweg zu fahren und nehmen den Lake Pontchartrain Causeway. Bei seiner Fertigstellung 1956 war es die längste Brücke der Welt. Sie führt wie mit einem Lineal gezogen quer über den Lake Pontchartrain. Stadtauswärts ist die Fahrt kostenlos. In anderer Richtung kostet es 3$.

Check.

Wir wollen nach Destin, Florida, um dort eine Pause und einen Strandtag einzulegen. Es ist allerdings schon früher Abend und die Fahrt dauert ohne Pause 4 Stunden. Also legen wir in Mobile einen Übernachtungsstop ein, um dann am nächsten Morgen weiterzufahren.

Die Pause haben wir uns redlich verdient.

Deshalb erstmal gute Nacht Elizabeth.

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